Breites Spektrum bei überschaubarer Größe – KMG-Klinik Luckenwalde empfängt Erik Stohn (SPD) und zeigt sich gut aufgestellt
Keine Angst vor der Krankenhausreform zeigen Geschäftsführer und Chefärzte der KMG-Klinik in Luckenwalde beim Besuch des SPD-Landtagsabgeordneten Erik Stohn. Obwohl: Die kleineren Abteilungen könnten Probleme bekommen, wobei gerade das breite medizinische Angebotsspektrum bei überschaubarer Größe den Charme des Hauses ausmacht. Dessen bauliche Erneuerung geht voran, auch wenn die AfD für Verzögerungen gesorgt hat. Ohne die vielen ausländischen Mitarbeiter müsste die Klinik sofort dichtmachen. Bürokratische Hürden und politische Abneigungen könnten aber die Existenz des Krankenhauses gefährden.
Luckenwalde. Es war Weihnachten 1983. Vor 40 Jahren richtete sich das Medieninteresse bereits auf den heutigen SPD-Landtagsabgeordneten Erik Stohn. Die „Märkische Volksstimme“, aus der später die MAZ wurde, machte eine Reportage über Menschen, die über die Feiertage arbeiten mussten. Dazu gehörten auch die Hebammen, Krankenschwestern und Ärzte im Luckenwalder Krankenhaus. Als sichtbares Produkt ihrer Weihnachts-Schicht hielten sie einen gerade geborenen Säugling vor die Kamera: Erik Stohn.
40 Jahre später besucht Stohn diese für ihn „unverzichtbare medizinische Einrichtung in der Region“, für deren Erhalt er sich massiv einsetzt.
Und wen trifft er da als erstes? Daniel Röschke, der zwei Jahre vor ihm am Jüterboger Gymnasium sein Abitur gemacht hatte und inzwischen Chefarzt der zentralen Notaufnahme ist. Stolz führt er ihn durch die neu gestaltete und organisierte Abteilung. „Wir sind jetzt viel besser aufgestellt als noch vor einem Jahr“, berichtet Röschke seinem Schulkollegen von einst. Im Durchschnitt sind es 50 bis 60 Notfälle pro Tag, die seine Abteilung zu „bearbeiten“ hat. Dabei kann sich Röschke auf ein junges und motiviertes Team stützen, wie er sagt. Im „Schockraum“, wo Schlaganfälle behandelt werden, hat schon die Telemedizin Eingang gefunden. Hier steht ein Gerät namens „Teledoc“, das die Luckenwalder Notärzte mit Neurologen der Berliner Charité verbindet.
„Sehr gut“ seien nun, so betont Jens Badewien, die kurzen Wege zu CT und Herzkatheder. Der Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin verweist auch auf die gleich eine Etage darüber befindliche Intensivstation und den operativen Bereich. Bei der Planung sei man von 9000 Fällen im Jahr ausgegangen. „Dank angepasster Maßnahmen schaffen wir auch 20.000“, sagt Röschke.
„Als nächstes wollen wir die Rettungsstelle sanieren“, betont Geschäftsführer Edgar Opitz. Der Großteil der baulichen Investitionen werde aus Fördermitteln bestritten. „Dabei ist das Land Brandenburg sehr generös, das hilft uns massiv.“ „Stimmt“, sagt Erik Stohn, „wir haben in den vergangenen fünf Jahren die Fördermittel von 100 auf 200 Millionen Euro verdoppelt.“ Zur Verringerung der Energiekosten werde zurzeit eine Photovoltaikanlage und die Umrüstung auf LED-Leuchtkörper geplant. Auch dafür stehen Fördermittel in Aussicht. „Leider hat die AFD gegen das Brandenburg-Paket geklagt und damit alles verzögert“, ärgert sich der Klinik-Chef, „und unsere Spielräume eingeschränkt“, ergänzt der Landtagsabgeordnete.
Und was das Funktionieren eines solchen Krankenhauses betrifft, so sei man auf ausländische Ärzte angewiesen. Die individuellen Prüfungen ihrer Qualifikation führe zu massiven Verzögerungen ihrer Anerkennung, ärgert sich der ärztliche Direktor der Klinik, Professor Ziya Akçetin. Er ist selber gebürtiger Türke und betont: „Nicht die ausländischen Ärzte wollen, dass sie hierher kommen, sondern wir wollen, dass sie hierher kommen!“
„Das sind alles völlig qualifizierte Leute“, weiß Chefarzt Jens Badewien. „Mehr als 80 Prozent unserer Assistenzärzte sind Ausländer“, sagt Ziya Akçetin: „Ohne die müsste das Krankenhaus schließen, da würde hier gar nichts mehr funktionieren.“ Ähnliche Probleme gebe es mit der Anerkennung und Zulassung ausländischer Pflegekräfte, berichtet Opitz, die oft nochmal eine komplette Ausbildung durchlaufen müssten und das zusätzlich zum Spracherwerb. „Aber nur als Hilfskräfte können wir die hier nicht halten.“
Und dabei wird die pflegerische Versorgung der Patienten immer wichtiger. Laut Prognosen des Ibis-Instituts werde der Anteil der Über-65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung bis 2030 in Teltow-Fläming von jetzt 36 auf 45 Prozent steigen. Das ist überdurchschnittlich. In Potsdam rechnet man nur mit einer Steigerung von 33 auf 36 Prozent.
Umso besser, dass das Luckenwalder Krankenhaus die Geriatrie nicht nur verlegt und von 20 auf 31 Betten vergrößert, sondern auch noch von Grund auf saniert hat. Die neue Station bietet nun auch fußläufig erreichbare Therapieräume für neurologische, psychologische, logopädische, ergo- und physiotherapeutische Behandlungen. „Durch die komplexe Behandlung verkürzen wir nicht nur die Verweildauer der Patienten“, berichtet Akçetin, „sondern schaffen es, dass sie uns nach zwei bis drei Wochen viel mobiler verlassen als sie gekommen sind.“ „Die neue Geriatrie war dringend notwendig. Hier bestand wirklich Handlungsbedarf“, ergänzt Erik Stohn zufrieden über die neuen hellen Räume.
Die Ärzte zeigen sich selbstbewusst. Sie wissen, was sie können. So weist die Urologie den höchsten erreichbaren Qualitätsstandard auf und hat entsprechend viele Fallzahlen, die dort behandelt werden. „Unsere Chefärzte lassen sich im eigenen Haus operieren“, weiß Professor Ziya Akçetin, der auch Chefarzt der Urologie, Kinderurologie und Uro-Onkologie ist. Insofern hat er keine Angst vor der Krankenhausreform. Schwierig könnte es nur mit den kleineren Fachabteilungen werden, weil sie noch zu wenig Fallzahlen aufweisen. Aber gerade das breite Angebotsspektrum in der überschaubar großen Klinik mache den Charme dieses Hauses aus. Die angenehme Arbeitsatmosphäre und gute Verkehrsanbindung an Berlin habe, dafür gesorgt, dass man so viele gute Leute gewinnen konnte.
Einige der Ärzte sind schon nach Luckenwalde gezogen, andere – vor allem aus dem Assistenzbereich – kommen vorerst noch täglich aus Berlin und werden mit einem hauseigenen Shuttlebus vom Bahnhof abgeholt. „Ihnen fehlt eine sichere Perspektive, weil noch Unsicherheit herrscht wegen der bevorstehenden Krankenhausreform“, so Geschäftsführer Opitz. „Auch wir brauchen einen Planungshorizont“, ergänzt er.
Das kann Erik Stohn gut verstehen, „aber ohne gesetzliche Regelungen regelt‘s dann der Markt“, so der Landtagsabgeordnete, „und das kann brutal sein.“
Für Stohn bleibt nicht nur der Standort des Krankenhauses, sondern auch das Krankenhaus selbst unverzichtbar für die Region. „Das KMG-Klinikum hat deutlich an Profil gewonnen und stellt täglich seine Zukunftsfähigkeit unter Beweis“, so Stohns Fazit nach dem Besuch vor Ort. Besonders hat ihn die enge Verzahnung und Interdisziplinarität der einzelnen Abteilungen beeindruckt ebenso wie die offensichtlich gute Stimmung unter den Ärzten.
„So eine Einrichtung muss erhalten und weiter gestärkt werden. Dafür werde ich alles tun“, verspricht der SPD-Politiker. Und das nicht nur, weil es sein Geburtshaus ist.