Die SPD-Politiker Anja Soheam und Erik Stohn zeigen sich beeindruckt vom Nierenzentrum Luckenwalde und vom Ausbildungspreis
Luckenwalde. Wer an Nierenversagen leidet, hat‘s schwer. Aber: Was vor nicht mal 50 Jahren noch als sicheres Todesurteil galt, kann inzwischen zwar nicht geheilt, aber immerhin gelindert und das Leben deutlich verlängert werden. Wenn die Nieren nicht mehr das Blut von Giftstoffen, die durch den Stoffwechsel entstehen, zu reinigen imstande sind, so kann dies seit vielen Jahren ein Nierenersatzverfahren erledigen. Mit Hilfe der Dialyse wird das Blut der Erkrankten gereinigt. Dafür müssen sich aber die Patienten dreimal in der Woche für vier bis fünf Stunden an ein Dialysegerät anschließen lassen, das ihr Blut sozusagen „wäscht“, indem es die Giftstoffe durch Filter ausscheidet.
Dies geschieht für die nierengeschädigten Patienten in Luckenwalde und Umgebung im Nierenzentrum Luckenwalde in der Weststraße 16. Dort, in der einstigen Kaufhalle und dem späteren Teppichhandel, haben Dr. Nermin Eibl und ihr Mann Thomas als Praxismanager eine nephrologische Fachpraxis samt einem kompletten Dialysezentrum errichtet, das seit drei Jahren in Betrieb ist.
Und Betrieb herrscht dort immer. „Die Nachfrage ist da“, sagt die promovierte Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie (Nierenheilkunde) Nermin Eibl. Die 40 Dialyseplätze sind bei jeder Schicht fast immer komplett belegt. Etwa 120 Dialysepatienten werden pro Woche behandelt. Montags, mittwochs und freitags werden zwei Schichten gefahren, dienstags, donnerstags und samstags jeweils eine. Natürlich auch an Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder am Tag der deutschen Einheit.
In den hellen großen Räumen liegen jeweils zwei bis sechs Patientinnen und Patienten in ihren Betten. Die Zeit vertreiben sie sich mit Unterhaltungen – schließlich kennt man sich inzwischen – oder mit Fernsehen und Radio. Die hochmodernen Dialysegeräte werden von den Pflegekräften stets überwacht, die ihren Anvertrauten auch Wünsche erfüllen. So servieren sie ihnen belegte Brötchen und Getränke.
„Ein Glück, dass es diese Einrichtung gibt“, sagt der 78-jährige Dieter Funke aus Luckenwalde zu Anja Soheam und Erik Stohn, als die beiden SPD-Politiker bei ihrem Besuch des Nierenzentrums an seinem Bett stehen. „Ohne Frau Dr. Eibl und ihr Team gäbe es mich nicht mehr.“ Auch Joachim Ballmann aus Blönsdorf zeigt sich hochzufrieden. Er ist mit seinen 95 Jahren der älteste Patient und sich bei dieser Behandlung sicher, dass er auch noch die 100 schafft.
Zu den Patienten, die regelmäßig im Luckenwalder Nierenzentrum erscheinen, betreut das Team auch Dialysepatienten im Luckenwalder KMG-Krankenhaus sowie in der Klinik in Treuenbrietzen und in der Reha-Klinik in Beelitz-Heilstätten. Hinzu kommen etwa 800 Patienten mit Nierenproblemen, die pro Quartal in der Praxis beraten und ärztlich betreut werden.
Im Luckenwalder Nierenzentrum arbeiten neben Thomas Eibl als Praxismanager und seiner Frau Nermin Eibl als ärztliche Leiterin 37 Mitarbeiter, darunter zwei Ärzte. Pflegedienstleiterin Dagmar Beutner leitet die medizinischen Angestellten an. Hinzu kommen eine Verwaltungsmitarbeiterin und ein eigener Techniker, der die vielen Spezialgeräte bei Bedarf reparieren kann. Das Zentrum betreibt sogar eine eigene Wäscherei mit speziellen industriellen Waschmaschinen, die den klinischen Hygienevorschriften gerecht werden.
Pro Jahr stellt das Nierenzentrum zwei bis drei Auszubildende ein, die in einer dreijährigen Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten qualifiziert werden. Darunter befinden sich auch vier ausländische Azubis aus der Türkei, aus Syrien, Mazedonien und aus dem Iran. Dafür erhielt das Nierenzentrum kürzlich einen Ausbildungspreis des Landes Brandenburg.
In der Patientenbetreuung sind auch vier usbekische Ärzte tätig, deren Ausbildung in Deutschland nicht anerkannt wird. Hier können sie Praxiserfahrung sammeln und ihre deutsche Arztprüfung nachholen.
„Bei dem Mangel an Fachkräften muss man neue Wege gehen“, sagt Thomas Eibl. „Für mich ist es egal, woher die Mitarbeiter kommen“, ergänzt Dr. Nermin Eibl, die selbst einen türkischen Migrationshintergrund hat, „Hauptsache sie sind fleißig, ordentlich, kollegial und unseren Patienten zugewandt.“
Das engagierte Ehepaar plant ein weiteres Nierenzentrum in Ludwigsfelde. Da das dortige Nierenzentrum zum 31.12.2025 schließt, müssten die dortigen Patienten nicht bis nach Luckenwalde, Potsdam oder Königs Wusterhausen fahren. Dessen Umsetzung hängt aber noch von der rechtskräftigen Zulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg ab. Diese verzögert sich durch die Einsprüche zweier konkurrierender Nierenzentren in den beiden anderen Städten.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Erik Stohn und die SPD-Bundestagskandidatin Anja Soheam zeigten sich vom Luckenwalder Nierenzentrum tief beeindruckt und begeistert zugleich. „Ihre Einrichtung ist hochmodern und die Mitarbeitenden hochmotiviert und obendrein superfreundlich“, fasste Soheam ihre Eindrücke zusammen. „Ich bin hoch erfreut, dass wir Sie hier bei uns haben“, meinte Erik Stohn, was leider auch bitter nötig sei. Beide SPD-Politiker wünschten den Eibls viel Erfolg mit ihren Plänen in Ludwigsfelde. Dort, so wussten sie, warte man auch dringend auf ein solches Nierenzentrum. Das hänge in diesem Fall aber nicht von der Politik, sondern von der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Umgang mit den Einsprüchen der beiden anderen Dialyseeinrichtungen ab.