Wärme ist ein Grundbedürfnis

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Wie heizt Luckenwalde in Zukunft? Bundesbauministerin Klara Geywitz lobt die Stadt für ihre bereits geleistete Planung

Luckenwalde. Nein, die Bauministerin wurde anders als der Wirtschaftsminister nicht vom Bundeskanzler wegen der Haushaltsverhandlungen zurückgepfiffen. Anders als Robert Habeck (Grüne), der zur Klimakonferenz nach Dubai wollte, durfte Klara Geywitz (SPD) am Montag, dem 4. Dezember, wie geplant, zur Wärmewende-Diskussion nach Luckenwalde reisen.

Und dahin komme sie immer wieder gern, betonte die Potsdamer Spitzenpolitikerin, weil ihre Mutter in Luckenwalde Erzieherin gelernt und dort auch ihren Vater kennengelernt habe. „Ohne Luckenwalde gäbe es mich gar nicht“, sagte Klara Geywitz im ausreichend beheizten Foyer der Bibliothek im Bahnhof. Bei diesen Worten wurde es schon mal jedem warm ums Herz.

Und um Wärme ging es hauptsächlich bei dem ersten „Luckenwalder Dialog“, zu dem der örtliche SPD-Landtagsabgeordnete Erik Stohn gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung eingeladen hatte. Es ging darum, wie Luckenwalde in Zukunft heizen werde und was kommunale Wärmeplanung dazu leisten könne.

Das Schlagwort „kommunale Wärmeplanung“ sei seit Juni diesen Jahres in aller Munde, meinte Luckenwaldes Bürgermeisterin Elisabeth Herzog-von der Heide (SPD) bei der Begrüßung. Dass man sich damit in ihrer Stadt bereits seit 2011 beschäftige, sagte sie bescheidener Weise nicht. Das überließ sie ihrem Planungsamtsleiter Peter Mann. Dieser berichtete, dass man in den vergangenen zwölf Jahren diverse Förderprogramme genutzt habe, um zum Beispiel ein Klimakonzept für die Stadt zu entwickeln. Insofern kann Luckenwalde bei der nun von der Bundesregierung beabsichtigten kommunalen Wärmeplanung schon auf einiges an Vorarbeit zurückgreifen.

„Ich freue mich, dass Luckenwalde schon so weit ist“, sagte Bauministerin Geywitz. Für die Menschen sei Wärme neben Essen und Trinken ein Grundbedürfnis. Und da Planung grundsätzlich das Leben erleichtere, sei es an der Zeit, diese anzupacken. Dazu gehöre zunächst die Bedarfsanalyse, also zu sehen, was jetzt an Energieverbrauch da ist. Dann müssten die Potenziale wie Abwärme, Wärmepumpen, Geothermie geprüft werden. Und schließlich, wie die Wärme transportiert werden könne. „Das alles ist eine gewaltige Transformation, die wir da vor uns haben“, so Klara Geywitz. Und wie in jeder der 11.900 deutschen Kommunen müsse man auch in Luckenwalde sehen, wie man das hinkriege.

„Dazu ist ein langfristiger Prozess erforderlich“, bestätigte Peter Mann. Dabei sei es wichtig, die sozialverträgliche Stadtentwicklung nicht aus den Augen zu verlieren, indem man eine Balance findet zwischen Ökologie, Ökonomie und Soziales.

Die Ausgangspunkte hatte schon die Bürgermeisterin umrissen: Luckenwalde verfügt über eigene Stadtwerke, die bereits ein Fernwärmenetz unterhalten. Außerdem gibt es eine Bürgerenergiegenossenschaft, die Photovoltaikanlagen auf kommunale Dächer bringt. Allerdings: Industrieunternehmen, die große Abwärmemengen produzieren, gibt es ebenso wenig wie städtische Flächen, um Windparks anzusiedeln.

Folgerichtig stellte Christian Buddeweg die Frage: „Woher kriegen wir die Wärme?“ Als Geschäftsführer der Städtischen Betriebswerke Luckenwalde (SBL) konnte er einige Zahlen nennen. Bisher ist Erdgas fast ausschließlich der Energieträger. So verkaufen die SBL rund 30 Millionen Kilowattstunden Fernwärme pro Jahr. Zwei Prozent davon sind CO2-frei und kommen aus der Mülldeponie am Frankenfelder Berg. Ein Viertel der Gesamtwärme wird aus hocheffektiven Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen gewonnen. Der Rest des Gases geht an Privatkunden, die ihre eigene Wärme produzieren.

Möglichkeiten, andere Energieträger zu erschließen, sieht Buddeweg unter anderem in Großwärmepumpen am Klärwerk, ein mögliches Vorhaben sozusagen in Sichtweite. Umweltwärme hält er derzeit noch für wirtschaftlich sehr riskant. Wasserstoff wäre eine weitere Möglichkeit. Das bestehende Gasnetz in Luckenwalde sei auf jeden Fall zu 100 Prozent wasserstofftauglich.

Auch eine Erweiterung des Fernwärmenetzes zu erwägen. „Solche Entscheidungen hat die Kommune vor Ort zu treffen als Resultat der Planung und demokratischer Entscheidungen in den Stadträten“, betonte Ministerin Geywitz.

 

Bildunterschrift: v.l. Planungsamtsleiter der Stadt Luckenwalde Peter Mann, Bundesbauministerin Klara Geywitz, Landtagsabgeordneter Erik Stohn und Geschäftsführer der Städtischen Betriebswerke Luckenwalde Christian Buddeweg.