„Großartig“ – „Einzigartig“ – „Ich bin schockverliebt“

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Ministerin Manja Schüle findet für Luckenwalde nur Superlative

Luckenwalde. Unter dem Motto „Zukunft wird in Brandenburg gemacht“ bekam Manja Schüle (SPD) am Mittwoch, dem 7. Juni, ein kontrastreiches Programm in Luckenwalde geboten. Etwa so kontrastreich wie die Themen ihres Ressorts sind, welche die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur in der brandenburgischen Landesregierung zu vertreten hat.

Zunächst besuchte sie gemeinsam mit dem hiesigen Landtags- und Kreistagsabgeordneten Erik Stohn (SPD) den Biotechnologiepark Luckenwalde (BTPL). Dort stellte Detlef Laubinger den nunmehr seit 30 Jahren bestehenden Forschungspark mit seinen drei Technologie- und Gründerzentren (TGZ) vor. Der Geschäftsführer der kreiseigenen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (SWFG), die diesen Park im Auftrag des Landkreises Teltow-Fläming betreibt, verwies stolz auf die auf diesem Campus residierenden rund 20 Unternehmen mit ihren etwa 700 Mitarbeitern.

Klein aber fein

Damit könne man zwar von der Größe her nicht in einer Liga mit anderen Wissenschaftsstandorten wie beispielsweise Adlershof spielen, so Laubinger, aber von der Qualität her durchaus. „Dafür haben wir noch Flächen, die wir vermarkten können“, so der Biopark-Geschäftsführer, „die hat Adlershof nicht.“ Auch wenn alle 15.000 Quadratmeter an bestehenden Laboren und Büros sowie die 40 Wohnungen komplett vermietet seien, gebe es noch Erweiterungsflächen. Diese liegen bei fast 6.000 Quadratmetern für weitere Wohnungen und Einfamilienhäuser sowie bei genau 43.764 Quadratmetern für gewerbliche Ansiedlungen. Laubingers Vorstellungen: ein weiteres TGZ, ein Kindergarten, 45 neue Wohnungen und ein Boardinghouse für vorübergehende Gäste. Kostenrahmen: etwa 22 bis 28 Millionen Euro.

„Absolutes Schmuckstück“

Sein Plan sei es, so Laubinger, den Biotechnologiepark zu einem echten Wissenschafts- und Forschungsstandort auszubauen. „Damit bin ich bei Ihnen ja genau richtig“, sagte er augenzwinkernd zur Wissenschafts- und Forschungsministerin. Erik Stohn signalisierte die Unterstützung der SPD-Kreistagsfraktion: „Der Biopark ist ein absolutes Schmuckstück. Den wollen wir gern ausbauen und verdoppeln“, auch wenn dies eine finanzielle Herausforderung darstelle und die Landrätin noch sehr zögerlich in dieser Sache agiere.

Schulden reduziert

„Die SWFG ist seit zehn Jahren ohne Zuschüsse ausgekommen“, so Geschäftsführer Laubinger. Ihm sei es immerhin gelungen, den Gesellschafter, also den Kreis, davon zu überzeugen, den Biopark nicht zu verkaufen. Seit Ende vergangenen Jahres soll die SWFG auch wieder aktiv Wirtschaftsförderung betreiben und nicht mehr nur die Liegenschaft verwalten. Die restlichen Darlehen auf dem Schuldenkonto der SWFG konnten laut Laubinger in den vergangenen vier Jahren von 11,7 auf 8,6 Millionen Euro gesenkt werden. Die zwei Millionen an baren Mitteln brauche man aber für Instandsetzungen, da seit 2012 in diesem Bereich nichts mehr getan worden sei.

Weltweit führend

Besonders beeindruckt zeigte sich Forschungsministerin Schüle von der Vorstellung der Firma Celltrend. Die ist seit 1999 im Biopark Luckenwalde ansässig und ist mittlerweile weltweit führend bei der Entwicklung von Diagnostikmethoden, mit denen zum Beispiel die Erreger von Folgeerkrankungen von Virusinfektionen wie zum Beispiel auch von Post-Covid-Symptomen medizinisch nachgewiesen werden können. „Jetzt weiß der Patient wenigstens, dass er wirklich etwas hat und sich das nicht bloß einbildet“, so Mit-Geschäftsführer Professor Dr. Kai Schulze-Forster. Damit sei er zwar noch nicht geheilt, aber aus der Erkenntnis der bei ihm im Blut entdeckten Antikörper könnten dann Therapiemöglichkeiten entwickelt werden.

„Das ist ja großartig, ja einzigartig“, begeisterte sich Manja Schüle. Endlich würden solche Folgeerscheinungen nicht mehr als rein psycho-somatisch abgetan. „Sie liefern jetzt den Nachweis, dass da wirklich etwas im Körper steckt. Das ist wirklich toll!“

„Das ist ein ganz wichtiges Signal aus Luckenwalde. Long-Covid ist keine Nischenerscheinung. Allein in Deutschland geht man von mindestens einer Million Betroffenen aus. Nach einem Unfall bin ich selbst noch mit Rehabilitationsmaßnahmen beschäftigt und treffe auf viele Betroffene.“, meint Erik Stohn.

Biopark leistete Starthilfe

Die Test-Kits werden in Luckenwalde hergestellt und von hier aus an Labore weltweit verschickt. Die Nachfrage steige kontinuierlich, so Schulze-Forster, der betonte, dass an diesem wissenschaftlichen wie auch wirtschaftlichen Erfolg der Biotechnologiepark seinen Anteil habe. Hier konnte man vor 24 Jahren als Start-up-Firma ohne große Investitionen Labors mit kompletter Infrastruktur mieten und erhielt von der SWFG gute Unterstützung. Außerdem herrsche eine gute Stimmung unter den Firmen im Park, die sich auch gegenseitig helfen und inhaltlich befruchten.

Kunst elektrisiert

Eine ganz andere Einzigartigkeit konnte Manja Schüle anschließend im E-Werk Luckenwalde bestaunen. Nämlich die Produktion von Kunst-Strom. Nicht nur im übertragenen Sinne, weil hier in dem nach der Wende stillgelegten Elektrizitätswerk von 1913 mehrere Künstler sozusagen unter kreativem Strom stehen, sondern tatsächlich wieder elektrischer Strom erzeugt wird, aber nicht mehr mit Braunkohle, sondern CO2-neutral mit Holzschnitzeln. Das Eigentümerpaar Pablo Wendel und Helen Turner – er künstlerischer Leiter und sie Kuratorin – führten die rund 80 erschienenen Gäste durch das Kesselhaus und die beeindruckende Turbinenhalle samt aktueller Ausstellung. Erik Stohn und Manja Schüle hatten regionale Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie die interessierte Öffentlichkeit ins E-Werk eingeladen, um nach dieser Führung sich zwanglos bei Getränken und Gegrilltem über Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Wirtschaft und Politik und was sonst noch alles zu unterhalten.

„Ein großartiger Ort“

Dabei betonte die Ministerin, dass noch viel Forschung betrieben werden müsse, wenn man bis 2045 CO2-neutral sein wolle. Dazu gehöre aber auch Überzeugungsarbeit. Und dabei könnten Kunst und Kultur bei den Menschen ganz andere Sinne ansprechen.

Und dem E-Werk Luckenwalde, das sich als Kraftwerk und Kunstzentrum immer mehr einen Namen macht, gestand sie, „schockverliebt“ zu sein. Es gebe in Brandenburg wirklich sehr viele und schöne und interessante Einrichtungen, meinte Manja Schüle, die es ja wissen muss, „aber das hier ist schon etwas sehr, sehr Besonderes. Ein großartiger Ort, eine tolle Ausstellung!“

„Damit Zukunft in Brandenburg gemacht wird, braucht es Mut, Optimismus und Gestaltungswillen – das alles haben die Akteure im Biotechnologiepark und im E-Werk und sind hervorragende Aushängeschilder für Luckenwalde.“, erklärte Erik Stohn.

v.l. Prof. Dr. Kai Schulze-Forster, Geschäftsführer von CellTrend GmbH, SPD-Landtagsabgeordneter Erik Stohn, Wissenschaftsministerin vom Land Brandenburg Dr. Manja Schüle, Detlef Laubinger, Geschäftsführer von der Struktur-und Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Teltow-Fläming mbH, vor dem Biotechnologiepark in Luckenwalde

 

 Rundgang durch das E-Werk in Luckenwalde: v.l. Eigentümer Pablo Wendel, Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle und SPD-Landtagsabgeordneter Erik Stohn sowie interessierte Gäste aus Kultur, Politik und Wirtschaft

Es gibt viel zu bestaunen beim Rundgang im E-Werk in Luckenwalde.